Austtellungsprojekt zum Godehardjahr

Foto: Christoph von Viràge
Foto: Dommuseum Hildesheim, Florian Monheim
Foto: Dommuseum Hildesheim, Florian Monheim

Die Sonderausstellung „Islam in Europa. 1000-1250“ ist im Rahmen des Godehardjahr im Bistum Hildesheim geplant, das vom 5. Mai 2022 bis 6. Mai 2023 unter dem Titel „Glauben Geht“ begangen wird. Mit der Ausstellung nimmt das Dommuseum das aktuelle Thema der kulturellen Vielfalt in den Blick. Im Hildesheimer Domschatz haben sich u. a. im Godehardschrein, dessen Restaurierung durch den Dombauverein ermöglicht wurde, in bemerkenswerter Zahl und Qualität Objekte aus islamisch geprägten Kulturen erhalten, z.B. seltene Seidenstoffe. Diese Objekte gehören gleichermaßen zur mitteleuropäisch-christlichen wie zur islamischen Kunst- und Kulturgeschichte und belegen die vielfältigen Beziehungen und gemeinsamen Wurzeln unserer Kulturen. Und bieten gleichzeitig die Möglichkeit, mit gesellschaftlich aktuellen Fragen wie z.B. der Migration zu arbeiten. Ziel der Ausstellung ist es, unterschiedlich, sozial und religiös diverse Besuchergruppen zu erreichen, der Bereich der Vermittlung ist von zentraler Bedeutung. Dazu wird auch das Team der Dommuseumsführer interkulturell aufgestellt. Führungen in Farsi, Arabisch und Türkisch sind geplant.
Das Weltkulturerbe wird in Verbindung gebracht mit den gesellschaftlichen Änderungen. Der Dombauverein freut sich, als einer der Unterstützer zur Realisierung dieses besonderen Ausstellungsprojektes beizutragen.

Die Ausstellung ist vom 7. September 2022 – 12. Februar 2023 zu sehen. In zahlreichen mittelalterlichen Kirchenschätzen Europas haben sich Kunstwerke aus vom Islam geprägten Regionen erhalten, so auch im Hildesheimer Domschatz. Darunter befinden sich Schachfiguren, Siegelsteine, Textilien, Handschriften, Holzkästchen und Gießgefäße. Das Dommuseum Hildesheim widmet sich mit dieser großen Sonderausstellung mit zahlreichen hochkarätigen Leihgaben aus internationalen Sammlungen den Verflechtungen und Gemeinsamkeiten der Kulturen im hohen Mittelalter.
Ausgehend von den Objekten des Hildesheimer Domschatzes sollen die Wege zu den Herstellungsorten in vom Islam geprägten Regionen zurückverfolgt werden. Zentren der vom Islam geprägten Kulturen wie Kairo und das Reich der Fatimiden, Córdoba und al-Andalus, Palermo auf Sizilien und Gebiete des heutigen Irak und Iran werden vorgestellt. Aus diesen Regionen lässt sich die Migration der Kunstwerke nach Mitteleuropa nachvollziehen, wo sie in die Kirchenschätze integriert wurden.

Die Ausstellung findet statt anlässlich des tausendjährigen Jubiläums der Ankunft des Heiligen Godehard als Bischof von Hildesheim im Jahr 1022. Aus dem Schrein des Heiligen Godehard werden in der Ausstellung Textilien präsentiert, die aus dem Mittelmeerraum stammen und von der Vermittlung und Verbreitung der Seidenwebkunst aus China über Byzanz und die vom Islam geprägten Regionen zeugen.

In den historischen Bibliotheken Europas haben sich Übersetzungen wissenschaftlicher Bücher aus dem Arabischen erhalten. Sie lassen erkennen, dass Disziplinen wie Medizin, Mathematik oder Astronomie in den arabischsprachigen Kulturen auf exzellentem Niveau praktiziert wurden, von dem die mitteleuropäischen Intellektuellen lernten.

Zahlreiche Kunstwerke lassen darüber hinaus erkennen, wie die Motive, Materialien, Techniken oder Funktionen aus den vom Islam geprägten Regionen in Mitteleuropa übernommen und in neue Objekte integriert wurden. Einzelne Ausstellungskapitel widmen sich etwa Nachahmungen der arabischen Schrift, christlichem Bildprogramm an Kunstwerken aus vom Islam geprägten Regionen oder Darstellungen eines Phantasiewesens der persischen Mythologie. Ziel der Ausstellung ist es, die Verflechtungen und Gemeinsamkeiten der Kulturen ausgehend von den Objekten des Hildesheimer Domschatzes als historische vorzustellen und damit auch eine neue Perspektive auf gesellschaftliche und kulturelle Phänomene der Gegenwart zu ermöglichen.